Ausbrechen


Manchmal möchte ich ausbrechen. Einfach weit weg fahren – allein sein mit meinen Gedanken. Keine Verpflichtungen mehr haben, keine Sorgen um meine Kinder, keine Sehnsucht mehr nach Nähe, keine finanzielle Dämpfer – einfach nur SEIN.

 

Und dann denke ich wieder, dass es so viele (junge) Menschen gibt, denen ich helfen möchte. Man kann nicht alle retten, das ist mir klar. Aber die Jungen, welche momentan sehr oft bei uns sind, geben mir zu denken.

2 der 3 Jungs aus der Jugendgruppe sind Brüder. Einer 18 der andere 17. Seit letzem Freitag schlafen sie bei uns weil ihre Mutter sie rausgeworfen hat… Sie geben sich sehr Mühe, räumen auf, helfen beim Haushalt mit, gehen einkaufen (so junge Burschen essen viel 🙂 ) und sind sehr darauf bedacht, mich nicht zu stören. Wichtig scheint für sie auch, das wir gemeinsam abends essen. Momentan leben wir irgendwie WG-mässig – so wie ich das mit 15 mal wollte 🙂

Der 3. junge Mann arbeitet 40% in einem Tankstellenshop. Gestern hatte er frei und hat sich total lieb um Sohnemann gekümmert. Ist mit ihm angeln gegangen, hat ihn mittags ins McDonalds eingeladen und brachte ihn pünktlich – wie vereinbart – um 21h nach hause.

Alle 3 nennen mich „Mama 2“ 🙂 – es schmeichelt mir irgendwie, und ich habe nicht das Gefühl, dass sie mich ausnutzen wollen, sondern das toll finden.

Und dann gibt es Momente, da frage ich mich, wie es sein wird, wenn alle weg sind (inklusive meiner beiden Kinder). Irgendwann (soweit weg ist dieser Zeitpunkt nicht) werde ich alleine abends essen – wohl vor dem Fernseher. Und irgendwie macht mir das Angst. Nicht weil ich Angst vor dem Alleinsein habe, sondern Angst, dass mir all die Jungen fehlen werden und sie nur noch eine Erinnerung sind…

Dazu kommt dann noch, dass ich wohl keinen Partner mehr haben werde – Pierre meldet sich ja seit Neujahr nicht mehr. Und wir werden sowieso nie zusammen kommen. Das ist alles nur ein Wunschdenken – eine geträumte Illusion. Ich bin traurig und verstehe nicht, wie man (egal ob das jetzt die Mutter der beiden Brüder oder aber Pierre ist) so stur sein kann. So egoistisch.

Gestern habe ich den Abschiedsbrief von Läggerli gefunden. 6 Seiten – handgeschrieben. Unter anderem schrieb er damals, man müsse einen gewissen Egoismus haben, um nicht unter zu gehen, und „The show must go on“. Ja… muss sie wohl – aber momentan scheint mir alles sehr entmutigend…

 

Seit ein paar Tagen kann ich auch nicht mehr gut einschlafen und träume dann so komische Sachen und körperliche Nähe vermisse ich grad sehr …

 

 

3 Kommentare zu “Ausbrechen

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